Jeder für sich und doch alle gemeinsam? – Die Individualisierung der beruflichen Vorsorge als Notwendigkeit

Individualisierungsmöglichkeiten bei der privaten Vorsorge haben in den letzten Jahren an Akzeptanz und Wichtigkeit gewonnen. Ist dies auch ein notwendiger Schritt für die berufliche Vorsorge?
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Durch die fortschreitende Digitalisierung in den letzten zehn Jahren und das Aufkommen des FinTech-Sektors in all seinen Facetten, von Robo-Advisory, über Big Data, bis hin zur Blockchain-Technologie, haben Individualisierungsmöglichkeiten bei der privaten Vorsorge an Akzeptanz und Wichtigkeit gewonnen.

Demographie und wachsendes Eigeninteresse als Gefahr für die Vorsorge

Diese Individualisierungswelle ging und geht einher mit der demographischen Veränderung unserer Gesellschaft in der immer mehr das Eigeninteresse in Konkurrenz zum Gemeinschaftsdenken aufkommt. Die jüngste Billag-Initiative ist hier ein gutes Beispiel für den steigenden Unwillen (immerhin waren 30% der Abstimmenden für die Abschaffung) für eine Dienstleistung zu bezahlen, die bei einigen auf der individuellen Ebene als unnötig wahrgenommen wurde. Auch zeigten die Abstimmungen im Rahmen der Altersvorsorge 2020 eine gespaltene Bevölkerung, nicht nur regional, sondern vor allem auch zwischen den Generationen. Es stellt sich die Frage, ob der Generationenvertrag in seiner heutigen Form überdacht werden muss.

Wie können (und müssen) sich Pensionskassen nach Vorne hin aufstellen, um dem wachsenden Wunsch nach mehr Transparenz, gezielterer Kommunikation und einer höheren Individualisierung Rechnung zu tragen?

Auf persönliche Situation angepasste Vorsorge

Massgeschneiderte und angepasste Vorsorgepläne – nicht nur in Bezug auf das Alter der Versicherten, aber auch in Bezug auf die Lebensumstände und die persönlichen Ziele können hier implementiert werden, die einem «personal balance sheet» entsprechen, in dem sowohl die 1, 2, und 3. Säule plus etwaige weitere private Vorsorgeleistungen (wenn vom Kunden gewünscht) aufgeführt sind und ganzheitlich zusammen fliessen, ohne das Solidaritätsprinzip aufzugeben. Hierdurch werden etwaige Vorsorgelücken bzw. Friktionen zwischen Zielen und Möglichkeiten im Ganzen beleuchtet und der Kunde erhält eine transparente und individuelle Vorsorgeübersicht, die auch von der Pensionskasse benutzt werden kann, um besser und direkter mit dem Versicherten zu kommunizieren.

Bei der Umsetzung dieser Implementierung kommt der Digitalisierung und den diversen neuen Technologien eine entscheidende Rolle zu, wie wir bereits heute in unserem alltäglichen Leben mit Versicherungsauktionsportalen, digitalen individualisierten Bankdienstleistungen, Fitbits und Selbstbedienungs-Kassen bei Migros erleben. Diese Technologien können es auch den Pensionskassen ermöglichen für jeden einzelnen Kunden (Versicherten), ein Ziel- und Restriktionenprofil zu erstellen.

Jeder für sich und doch alle gemeinsam

Auf PK-Seite kann so für jeden Kunden eine individualisierte Anlagestrategie implementiert werden, die nicht nur auf Basis des Alters sondern auch auf Basis persönlicher Lebensumstände, Ziele etc. angepasst ist. Diese Einzelstrategien aggregiert ergeben als Folge die Gesamtstrategie der Pensionskasse. Somit hat jeder Versicherte eine auf sich zugeschnittene Anlagestrategie, einhergehend mit der emotionalen Akzeptanz und ist doch im Ganzen mit allen anderen Versicherten verbunden und profitiert von Effizienz-, Know How- und Skalengewinnen.

Aus unserer Sicht wird sich der Trend hin zu und die Nachfrage nach weitergehender Individualisierung, auch durch die Millennials, weiter verstärken. Pensionskassen tun gut daran schon jetzt die Weichen zu stellen, um diesen Trend anzunehmen und sich für die nächsten Mitglieder-Generationen aufzustellen.

Durch gezieltere Kommunikation, mehr Transparenz und einen höheren Grad an Individualisierung wird auch die Akzeptanz und der Rückhalt für die Vorsorgesysteme unseres Landes steigen. Hierbei können Pensionskassen zum einen von einer technikaffinen jüngeren Generation profitieren und zum anderen die schon verfügbaren technischen Möglichkeiten nutzen, um sich den zukünftigen Veränderungen erfolgreich stellen und davon profitieren zu können.

Tun sie dies nicht und verweigern sich, so werden zukünftige Abstimmungen an der Urne zu weiteren Friktionen und potentiell zu einem Auseinanderbrechen des gegenwärtigen Vorsorgegefüges führen.

Dieser Artikel erschien auch hier

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